Mit dem Ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr, es hat gegenüber dem kalendarischen einen runden Monat Vorsprung. Und gleich am Anfang steht mit der Vorbereitung auf Weihnachten eine „heilige Zeit“, wie es in einem viel gesungenen Lied heißt (GL 223). Das Wort „Advent“ ist aus dem lateinischen adventus entlehnt und steht für die Ankunft (Christi); die sakrale Aufladung des Begriffs schwingt noch im französischen avênement mit, was allgemein den Beginn, speziell auch die Thronbesteigung meint.
Die Zeit des Advents dient im christlichen Sinn der Einstimmung auf Weihnachten, auf die Menschwerdung Gottes in der Krippe. Im Wunder der Weihnacht kommt Jesus Christus unter die Menschen, ihnen Glaube, Hoffnung und Liebe zu spenden. Angesichts dieses gewaltigen Einbruchs des Heiligen ins Profane tun die Wochen des Advents gut und not in der Vorbereitung auf das Fest des Kindes (Lk 2,1-20). Der Advent ist, aller kommerziellen Vereinnahmung zum Trotz, eine Zeit des Innehaltens und der Besinnung.
Es ist kein Zufall, dass der Advent genau in die dunkelsten Tage des Jahres fällt. Kerzenschein, Orgelschall und Tannengrün verweisen auf neues Leben, wo Finsternis, Kälte und Kargheit am stärksten dräuen und wo die Sehnsucht nach Zuversicht und Freude überall zu greifen ist. Auch wenn jede katholische Messe ein Abriss des Wirkens Christi auf Erden ist, rekonstruiert das Kirchenjahr seine Offenbarung zyklisch und in Etappen. Im Advent ist die Zukunft offen, der Stern leuchtet weit in der Nacht.
Die Magie dieser Zeit spricht auch viele Menschen an, die sonst keinen Weg in die Kirche finden. Der Zauber der Weihnacht liegt in ihrem Geheimnis: Kann ein Gott geboren werden? Das darf und muss man glauben, credo ut intelligam. Der innige Jubel der Seele über dieses Ereignis macht sich im Adeste Fideles (GL 241) Luft: „Oh sehet, die Hirten eilen von den Herden und suchen das Kind nach des Engels Wort; gehn wir mit ihnen, Friede soll uns werden.“ Tränen des Glückes fließen, alle Jahre wieder.