Braunkohleverstromung

Dieser so harmlos technische wie unfreiwillig putzige Terminus hat wohl kaum das Zeug zum Unwort des Jahres, der damit bezeichnete Prozess ist aber sicher die ökologische Untat des frühen 21. Jahrhunderts. Denn die Energiegewinnung aus Braunkohle ist so aufwändig, umweltzerstörend und klimaschädlich wie keine weitere Art, Strom und Wärme zu produzieren.

Wer einmal eine Reise in die großen Braunkohletagebauten dieser Republik gemacht hat, sieht ein blutendes Land. In Nordrhein-Westfalen im Westen und in Brandenburg im Osten, den verbliebenen Revieren bundesdeutscher Braunkohleverstromung, ist die Erde über etliche Quadratkilometer aufgerissen. Ganze Dörfer und Kleinstädte wurden zur Erschließung des fossilen Brennstoffes planiert, Tausende Menschen ihrer Heimat vertrieben. Durch den energieintensiven Abbau des Bodenschatzes wird das Grundwasser großflächig kontaminiert und kann nicht mehr zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Die CO2-Emissionen der Braunkohlekraftwerke der großen Energiekonzerne übertreffen in ihrer Schädigung der Gesundheit jeden anderen Energieträger.

Sieht so die viel beschworene Energiewende der Bundesregierung aus? Mitnichten, denn infolge des Atomausstiegs hat die dreckige Ausbeutung der Braunkohle beträchtlich zugenommen, allen Klimakonferenzen mit dem Ziel der Senkung des tödlichen Kohlendioxid-Ausstoßes zum Trotz. Es sind sozialdemokratische Wirtschaftsminister der Hauptförderländer, die dem besorgten Publikum die Energie des letzten Jahrhunderts als verlässliche Brückentechnologie verkaufen – auf dem Wege in eine Zukunft der Erneuerbaren Energien. Auch das Totschlagargument der Arbeitsplatzsicherheit einer ganzen Branche darf dabei nicht fehlen. Unterm Strich gerinnt der unschuldige Begriff der Braunkohleverstromung zum Synonym der fortgesetzten Selbstverletzung wider besseres Wissen.