Das Kirchenjahr mit seiner Rhythmisierung durch die großen Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten kennt im Sommer eine veritable Flaute, mit den Menschen wendet sich die Kirche dem prallen Leben zu. Am 15. August jedoch gibt es mit „Ferragosto“, der Feier der Aufnahme Mariens in den Himmel, 1950 von Pius XII. zum Dogma erhoben, eine bestechende Ausnahme.
Ferragosto geht zurück auf die Feier eines militärischen Triumphs des römischen Kaisers Augustus. Dieses heidnische Fest erfährt mit der Etablierung des Christentums als Staatsreligion des römischen Reiches eine Neudeutung; an jenem Tag wird Mariä Himmelfahrt gefeiert. In der Malerei der Renaissance und des Barock haben Tizian, Rubens, Dürer und Murillo das Motiv berühmt gemacht.
In Italien ist Ferragosto einer der höchsten Feier- und Familientage überhaupt, das ganze Land ist auf den Beinen und feiert ausgelassen den Sommer und das dolce far niente. Der Tag in der Hitze des August markiert den Höhepunkt der Hauptsaison, das öffentliche Leben liegt brach, alle Welt ist in den Ferien, das Sakrale und das Profane existieren so friedlich wie ekstatisch nebeneinander.
Mariä Himmelfahrt wird in den Evangelien nicht erwähnt, lediglich eine Stelle aus der Offenbarung (Off 12,1) wird dahin gehend interpretiert. In katholisch dominierten Ländern wie Polen, Frankreich, Spanien und Portugal ist der 15. August ebenfalls ein Feiertag, hier ist der Kult um die Mutter Gottes Ausdruck tiefer Frömmigkeit, Glaube und Sinnlichkeit liegen gut katholisch gut beisammen.