Wenn es einen Ort des Glücks gibt, so liegt er höchstwahrscheinlich in Finnland. Das Land im Nordosten Europas nimmt auf allen erdenklichen Listen zur Messung von Wohlstand und Freiheit erste Ränge ein: Ob es um die Lernerfolge finnischer Schulkinder geht, den Grad der Pressefreiheit, die Gleichstellung der Geschlechter oder das Ausmaß der Korruption, stets weist Suomi vorbildliche Noten auf.
Die finnische Republik kann auf junges Jahrhundert Unabhängigkeit zurückblicken. Mit dem gewaltsamen Finale der Romanow-Dynastie 1917 endete auch die rund 100 Jahre währende russische Herrschaft, vorher dominierten die Schweden auf der karelischen Halbinsel. Das Mitte des 19. Jahrhunderts verschriftlichte Märchenepos Kalevala formte die nationale finnische Identität entscheidend mit.
Das Land zwischen Ostsee und Polarkreis ist mit grandioser Natur beschenkt. Rund 86 % der Fläche sind bewaldet, zahllose große und kleine Seen, im Sommer ein Paradies für Mücken, im Winter friedlich gefroren und verschneit, rhythmisieren die fruchtbare Wildnis. Die Küsten sind ein einziger Schärengarten, die entspannte Hauptstadt Helsinki liegt im Meer auf etlichen Halbinseln und Landzungen.
Das lediglich 5, 5 Mio. Einwohner zählende Finnland, mit 16 Menschen pro m² eines der am dünnsten besiedelten Länder Europas, hat eine inspirierende Kultur hervorgebracht, etwa in Gestalt des Komponisten Jean Sibelius, des Architekten Alvar Aalto, des Langstreckenläufers Paavo Nurmi, der Malerin Helene Schjerfbeck, des Zeichners Touko Laaksonen oder der Schriftstellerin Sofi Oksanen.
Der über 25 Jahre amtierende Staatspräsident Urho Kekkonen hat Finnland auf dem Weg der Neutralität geschickt durch den Kalten Krieg geführt; auch wegen dieser Tradition ist Finnland heute Mitglied der EU und des Euroraumes, nicht aber der NATO. Die Probleme multikultureller Gesellschaften in Mitteleuropa kennt Finnland nicht, das Schwedische ist neben dem Finnischen zweite Amtssprache.
Die Atemluft auch in den Städten ist polarklar, die Bürger*innen haben qua Verfassung ein Grundrecht auf ein schnelles Internet, Radfahrer*innen sind im Straßenverkehr gleichberechtigt und keine mobilen Ziele wie in Deutschland, Gästen begegnen die Finn*innen mit bestürzender Hilfsbereitschaft, der ehemalige Marktführer bei Handys Nokia produziert heute pragmatisch wieder Gummistiefel.
Im finnischen Wohlfahrtsstaat, der gerade das bedingungslose Grundeinkommen mit einem Pilotprojekt testet, gibt es ausreichend Platz für die Menschen, praktisch jede*r hat ein Ferienhäuschen mit Sauna am Wasser. Das designverwöhnte Land mit seiner komplizierten Sprache orientiert sich gedanklich nach außen, spricht fließend Englisch und begrüßt die Welt mit einem herzlichen „Hey!“
Mögen die Finn*innen auch über die notorisch hohen Alkoholpreise lamentieren, die spröde lutherische Staatskirche verwünschen und sich angesichts des langen dunklen Winters in gepflegter Trübsal à la Kauriskmäki ergehen – sie wissen insgeheim, wie gut es die Schöpfung mit ihnen gemeint hat. Was anderen als Phlegma imponiert, ist ihr Konsens zur Zufriedenheit. Onnittelu zum Geburtstag!