Das Wort „Integration“ ist gegenwärtig in aller Munde, da tut es not, sich seiner Herkunft und seiner Bedeutung zu vergewissern. Es geht laut Duden zurück auf das lateinische „integer“, was mit unbescholten oder makellos übersetzt werden kann. Von „Integration“, der Wiederherstellung eines Ganzen, ist erst seit dem 19. Jahrhundert, also dem Zeitalter des Nationalismus und der europäischen Staatenbildung, die Rede. Der Dornseiff listet die Integration in den Wortgruppen des Verbindens, der Zugehörigkeit und des Ankommens auf.
Genau diese Assoziationen sind gewollt, wenn im politisch-soziologischen Kontext von der Integration die Rede ist, speziell der Aufnahme zahlloser Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft. Die Ereignisse in der Silvesternacht 2015/16 in Köln und Hamburg lassen allerdings die Frage zu, ob resp. zu welchen Kosten diese herkuleische Aufgabe gelingen kann. Etliche junge Männer, dem Vernehmen nach aus dem nordafrikanisch-arabischen Raum, hatten gruppenweise Frauen eingekreist, angefasst, bestohlen, sexuell belästigt, entkleidet und vergewaltigt. Die Behörden sahen sich veranlasst, von einer bisher nicht dagewesenen Form der Kriminalität zu sprechen, die es keinesfalls zu dulden gelte.
Abseits dieser hilflosen Floskeln steht der wachsende Zweifel im Raum, ob die runde Million junger Flüchtlinge in der deutschen Gesellschaft „ankommen“ kann oder auch nur will. Sie sind mehrheitlich in einem Kulturkreis aufgewachsen, der keine klare Trennung von Staat und Religion kennt, keine unabhängige Justiz, keine Sozialfürsorge, keine Freiheit der Meinung und der Kunst und vor allem keine Gleichberechtigung von Mann und Frau. Die Gewalt gegenüber Frauen in Köln, Hamburg und weiteren Großstädten zeigt deutlich, wie wenig kompatibel die westlich-europäischen Gesellschaften mit den Vorstellungen der überwiegend islamisch sozialisierten Männer sind.
Die groteske Nichtpolitik der deutschen Bundesregierung, die von einer Steuerung oder gar Begrenzung des Flüchtlingsstroms weiterhin nichts wissen will, wird in den europäischen Nachbarstaaten mit einer Mischung aus Kopfschütteln und Entsetzen registriert. Sollten die Exzesse der Silvesternacht ein Muster unzivilisierten Verhaltens gewesen sein, müssen sich die Deutschen, speziell die Frauen, auf ungemütliche Zustände in ihren Städten einstellen, dürften Parallelgesellschaften nach französischem Vorbild entstehen. Dann wird sich die Öffentlichkeit an den Schattenbegriff der Integration, nämlich den der Segregation, gewöhnen müssen.
Wie Integration funktioniert, formuliert die Systemtheorie unmissverständlich, wenn sie von einem Prozess spricht, „in dem neue Elemente in ein System so aufgenommen werden, daß sie sich danach von den alten Elementen nicht mehr unterscheiden als diese untereinander“. Die viel beschworenen Werte der westlichen Welt, in die die Flüchtlinge sich einfügen sollen, sind in Deutschland schwerer zu verhandeln als andernorts, zu schnell wird reflexartig der Vorwurf des Rassismus erhoben. Aber dann offenbaren sie sich eben ex negativo: Eine strukturelle Frauenverachtung gehört ganz sicher nicht zum Wertekanon europäischer Kultur.