Die so variantenreiche deutsche Sprache hält für ihre Liebhaber immer wieder Überraschungen bereit. So wird eine hoch intime Tätigkeit zweier Menschen mit einem Verb beschrieben, das sich nur auf ein Individuum beziehen kann: „Miteinander schlafen“ als Synonym des genitalen Verkehrs. Im Schlaf ist der Mensch bewusstlos, in keiner Situation ist er so allein und passiv, was sich in Wendungen wie „vom Schlaf überwältigt werden“ oder „in tiefen Schlaf fallen“ ausdrückt.
„Miteinander schlafen“ ist also eine sprachliche Paradoxie, denn schlafen kann man nur mit und für sich. Doch in etymologischer Nachbarschaft des Schlafes liegt das „schwach“ resp. „schlaff werden“. Vor diesem Hintergrund erscheint der Sex als gemeinsamer Weg, sich um den Verstand zu bringen, im Orgasmus das Wachsein zu beenden und in einen Vor-Schlaf zu tauchen. Nach dem Koitus schlafen viele Paare miteinander ein, um in Morpheus‘ Schattenreich sich zu vereinen.