Die jüngste heiße Fackel aus der Welt der Technik kommt, woher sonst, aus den USA. Auch hierzulande gibt es Menschen, die Mikrocomputer, eingelassen in Arm- oder Stirnbänder, am Körper tragen, um permanent ihre vitalen Funktionen aufzeichnen lassen, den Puls, den Blutdruck, die am Tag zurückgelegten Kilometer und den Kalorienverbrauch. Via App gehen die Daten auf das kluge Telefon und werden in Graphen und Diagrammen abgebildet.
Das so verzeichnete „Quantified Self“, also das vermessene Selbst, wird dabei als ein mangelhaftes gelesen. Die erhobenen Werte dienen als Zwischenergebnis auf dem Weg zur Selbstoptimierung, gesundheitlich, emotional, beruflich. Die größten Optimisten der Szene freuen sich darauf, dass schon bald Chips unter die Haut implantiert werden können und im 24/7-Betrieb den Blutzucker, die Schlafdauer und den Adrenalinspiegel messen.
Offen bleiben muss die Frage, inwieweit die Messversessenen die Daten interpretieren können in einem geeigneten Referenzrahmen? Hinter der rechnergestützten Sammlung zahlloser Parameter offenbart sich ein tiefer Kontrollwunsch über das eigene Leben und seine Qualität. Ob die aber in Kurven und Tabellen gefunden wird, beim Erleben des Körpers als Maschine? Schon die alten Zen-Meister wussten um den Unterschied zwischen einer Karte und der Landschaft. So ist das optimierte Selbst zunächst einmal – vermessen und anmaßend.