Der Sommer mag brütend heiß sein oder verregnet, zuverlässig präsentiert er sich in seiner Pracht wie Not. In der Sprache der Medien umreißt das Sommerloch die nachrichtenarme Zeit der Monate Juli und August, wo nicht nur die Schulkinder Ferien haben, sondern auch die Theater schließen und die Parlamente pausieren. Im Sommer 2015 gibt es zwar mit dem Flüchtlingsstrom und der Griechenlandkrise saisonale Themen von Gewicht, doch versteht es der Politikbetrieb von selbst, sich auf Trab zu halten.
So lässt der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig, SPD, verlauten, es sei unsinnig, im September 2017 bei der dann stattfindenden nächsten Bundestagswahl einen eigenen Kanzlerkandidaten der SPD aufzustellen. Die gegenwärtige Kanzlerin Angela Merkel mache ihren Job dermaßen gut, dass es das Beste für das Land sei, sie bis auf Weiteres in der Verantwortung zu lassen und ihr beim Regieren zu assistieren. Ein Kanzlerkandidat der SPD hätte gegen sie ohnehin keine Chance.
Lässt sich die Bedeutungslosigkeit der einst so stolzen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands besser illustrieren als mit dieser peinlichen Geste der Unterwerfung? Was reitet den Landesfürsten Albig, kurz vor dem parlamentarischen Sommerurlaub den eigenen Parteichef (und Juniorpartner Merkels) verbal zu beschädigen? Ist ihm im kühlen Norden die Hitze derart zu Kopf gestiegen, dass er nicht mehr weiß, was er sagt? Wie sehr ist der SPD der Glaube an eigenes Gestalten abhanden gekommen, dass sie sich mit der Dauerrolle der kleinen Schwester an Merkels Seite bescheidet, anstatt selbst bewusst nach der Macht zu greifen, in welcher Konstellation auch immer. Die Verherrlichung der eisernen Kanzlerin offenbart, wie wenig politische Substanz die SPD mittlerweile noch anzubieten hat. Albig ist mehr als der Clown des Sommerlochs, man darf gespannt sein, was ihm zur Mitte der Jahre 2019 und 2023 einfallen wird. So sterben hehre Ideen.