Unbemannt und herrenlos

Die letzten Jahre haben wahrlich ausreichend Vorschläge zur Abbildung geschlechtlicher Vielfalt in der Sprache hervorgebracht. Doch gibt es weiterhin Lebensbereiche, die sich hartnäckig dem diskursiven Einfluss des Weiblichen entziehen oder gar verweigern. Dies wird deutlich an den verwendeten Adjektiva, denen es an einem adäquaten geschlechtlichen Gegenüber mangelt.

Da wäre beispielsweise das seltene Wort „unbemannt“ zu nennen, das nicht etwa eine Single-Frau bezeichnet, sondern im Kontext der Raumfahrt Kapseln, Raketen oder ähnliche Flugobjekte meint, die ohne Männer resp. ohne Menschen an Bord im All unterwegs sind. Das scheinbare Gegenstück „unbeweibt“ verweist nicht auf eine fehlende Astronautin, sondern auf einen Mann ohne Frau.

Ähnlich inkongruent kommt „herrenlos“ daher, in Kombination mit einem Gepäckstück, das im Bahnhof die Gefahr eines Anschlags heraufbeschwört oder mit einem Tier, das allein durch die Straßen irrt. Warnungen vor einem „damenlosen“ Koffer oder Hund werden nicht ausgesprochen – ganz so, als seien Terrorismus und Tierquälerei Männersache.

Sport und Spinonage sind diesbezüglich schon einen Schritt weiter: So gibt es beim Ballspiel zum im Rücken lauernden „Hintermann“ das Pendant der unvermutet auftauchenden „Hinterfrau“, und auch die verdeckt Ermittelnden können „V-Männer“, „V-Frauen“ oder ganz neutral „V-Leute “ sein. Ob das ein Fortschritt in Sachen Gleichberechtigung ist?