Für Karl Kraus

Der Duden wurde hier bereits empfohlen als verlässliche Quelle guten wie richtigen Sprechens und Schreibens. Doch an wen sollte ich mich in Sachen Stil und Eleganz halten, sobald ich das Wort ergreife? Das hängt natürlich von persönlichen Leseerfahrungen ab, je früher diese gemacht wurden, umso besser. Eine Referenz aber ist in dieser Hinsicht unumgänglich: Der immergrüne Herausgeber der Fackel, Karl Kraus (1874 – 1936).

Dieser schweflige Wiener Spötter ist bis heute unnachahmlich in seinem Witz, seiner Chuzpe und seiner zärtlichen Bosheit, wenn es um die viel zitierte – und so selten treue – Liebe zur Sprache geht. Kraus‘ Aphorismen und Meditationen zum passenden Deutsch sind stets aufs Neue belebend, die Sinne schärfend und erheiternd. Seine Verse, Strophen und Essays schulen einen gewandten wie achtsamen Umgang mit der Sprache, der über das Tagesgeschäft hinaus eine spirituelle Note birgt. Oder in seinen eigenen Worten: „Die Sprache ist die einzige Chimäre, deren Trugkraft ohne Ende ist, die Unerschöpflichkeit, an der das Leben nicht verarmt. Der Mensch lerne, ihr zu dienen!“