Markus Rehm, Paralympicssieger im Weitsprung in London 2012, hat nun die Deutschen Meisterschaften im Weitsprung gewonnen. Der Leichtathlet ist einbeinig unterschenkelamputiert und tritt mit einer speziellen Prothese aus Karbon an. Er freut sich, dass er sich auch erfolgreich mit nichtbehinderten Sportlern messen kann und wäre ein sympathisches Beispiel gelebter Inklusion. Wäre da nicht der Deutsche Leichtathletik Verband vor.
Der DLV hat nämlich beschlossen, den besten deutschen Weitspringer nicht für die Europameisterschaften in Zürich zu nominieren: Seine Prothese verschaffe ihm beim Anlauf und beim Absprung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Springern mit Achillessehnen und Sprunggelenken, sei also als Technikdoping zu werten. Dass Markus Rehm seinen Sieg möglicherweise auch anderen Faktoren verdankt, wie etwa konsequentem Training, exakter Ernährung, genetischen Dispositionen oder einfach der passenden Tagesform, geht in der physikalischen Beweisführung unter.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass Inklusion dann zum Problem wird, wenn die einzuschließende Minderheit die Normen der aufnehmenden Mehrheit übertrifft resp. überspringt und sie durch ihre schiere Anwesenheit verändert. Das Einweg-Konzept der Inklusion funktioniert offenbar nur unter den impliziten Bedingungen der Allgemeinheit, wobei das Prinzip der Vergleichbarkeit von Leistungen als Alibi benutzt wird, um die Definitionshoheit zu behaupten. Fair Play ist das nicht.