Es sind die stillen Tage zwischen den Jahren, also grob von Weihnachten bis Epiphanias, die den Menschen vor Ohren führen, wie laut resp. lärmend es in ihrer geschäftigen Welt für gewöhnlich zugeht. Und wenn es dann noch schneit, legt sich eine weiße Decke über die Stadt und dämpft gnädig ihr Grundrauschen aus abertausenden Automotoren. Das Wort „Lärm“ bezeichnet dabei nicht nur ein akustisches Ereignis, wie es der Ton, der Klang und das Geräusch tun; vielmehr schwingt ein deutliches Missempfinden mit.
Der „Lärm“ zieht im 16. Jahrhundert ins Deutsche ein, larman steht für Zu den Waffen. Dieses militärische Kommando lebt parallel im Alarm, der vom italienischen alle arme herrührt. Der Lärm, dem mit den Jahrzehnten die schwache zweite Silbe verlorengegangen ist, reißt seine Adressaten aus einer erwartungsvollen Ruhe und lässt sie andere Aufgaben übernehmen. Wenn heute eine Sirene sich akustisch in den Vordergrund drängt, muss dem Krankenwagen der Weg freigemacht oder das Gebäude umgehend geräumt werden.
So alltäglich der Lärm speziell in der Großstadt geworden ist, so hat er doch von seiner verheerenden Wucht nichts eingebüßt. Chronischer Lärm schlägt um in körperlichen Schmerz und ebnet Erkrankungen wie etwa Tinnitus, Schlafstörungen oder Bluthochdruck den Weg. Das menschliche Ohr kann sich gegenüber akustischen Reizen nicht selbst verschließen, ist also ein besonders vulnerables Sinnesorgan. Das wissen auch die Folterschergen, die in Gefängnissen die Häftlinge überlauter Rockmusik aussetzen.
Ist Lärm nun eine subjektive Größe? Mitnichten, der Schaden, den er anrichtet, lässt sich präzise in Dezibel messen, nicht umsonst müssen Arbeitgeber ihre Beschäftigten vor zu viel Krach schützen. Dabei fällt der „Lärm“ nicht einfach mit einem „zu laut“ in eins. Es hängt auch davon ab, inwieweit der/die Einzelne persönlich angesprochen wird von einer konkreten Schallemission: Ein intensives Gespräch im Café am Nebentisch kann als störend und lästig wahrgenommen werden, analog zum Kreischen der Espressomaschine.